Geschichte/ 
           Ortsentwicklung
                        
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              Kassebohm 
(Kartenbild © HRO Rostock (CC BY 3.0)) | 
            
          
             Vermessungsplan um 1982 | 
           
          
             Kassebohm aus Norden 2022 | 
           
          
             Kassebohm aus Osten 2022 | 
           
           
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            Kassebohm nach 1945 
                       Karl Scheube
              In  Kassebohm war vieles nicht mehr wie zuvor. Durch den 2. Weltkrieg waren in  Kassebohm keine schweren Zerstörungen entstanden. Die Scheune neben dem großen  Stall, der umgebaut als Wohnhaus heute noch steht, wurde 1942 durch eine  Brandbombe zerstört. Die unmittelbare Nähe einer Flakstellung der Wehrmacht  sollt das Ziel sein.  
                Das  ehemalige 1839 erbaute Gutshaus war nicht  mehr der Mittelpunkt eines Dorfgeschehens. Wegen der großen Wohnungsnot fanden  hier einige Familien, Flüchtlinge und   Umsiedler Unterkunft. 
              Mit dem Befehl Nr. 209 des obersten Chefs  der Sowjetischen  Militäradministration in Deutschland, Marschall der Sowjetunion Wassili Danilowitsch Sokolowski,  vom 9. September 1947 wurde die Schaffung von Neubauernhöfen in der Sowjetischen Besatzungszone geregelt, die  Bodenreform. 
              Zu diesem Zweck ordnete der Befehl auch die  Gewinnung des erforderlichen Baumaterials aus den „Baulichkeiten ehemaliger  Gutsbesitzerhöfe“ an. 
              Durch die  Bodenreform erfolgte eine Aufteilung in 25 Einzelparzellen von ca. 5 ha. Jeder  Bauer erhielt eine Bodenreformurkunde zum persönlichen, vererbbaren Eigentum.  Die festgeschriebene Vererbbarkeit hatte man aber nach der Wende „vergessen“.  
              Somit begann in Kassebohm langsam  ein Leben mit alten und neuen Bewohnern. Der Bau von 7 Neubauernhäusern mit  halb Wohnhaus und halb Stall und der Ausbau von Nebengebäuden des Gutshauses  wie Scheunen, Ställe und Schnitterkaten zu ca. 15 Wohnungen auch für  einheimische Familien war ein wichtiger Grundstein für ein funktionierendes  Dorf.                                                    
              Von den Neubauernhöfen sind in Kassebohm noch 5 Häuser mit verschönerter  Fassade und Anbauten vorhanden. Der Ausbau der Ställe erfolgte in den 70er Und  80er Jahren.  
              Nach und nach bezog man den neuen Wohnraum  und das Gutshaus ist 1952 als Altersheim genutzt, ab den 70er bis 80er als  Suchtklinik umgebaut und bis in die 90er Jahre betrieben worden. 
              Die anfänglichen 25 Bauernsiedlungen  verringerten sich in den Folgejahren. Teils Aufgabe aus Krankheit und  Altersgründen, Teils aber auch aus wirtschaftlichen Gründe wegen der hohen  Sollabgaben und Ähnlichem. 
              Die Einzelbauern bestellten ihre Äcker und  hielten sich entsprechend Vieh wie Rinder Schweine und natürlich Geflügel für  Ihren Eigenbedarf und natürlich zur Erfüllung des auferlegten Abgabesolls.  Jeder Bauer hatte mindesten ein Pferd für diverse Transporte, zur  Feldbestellung, der Ernte oder um in die Stadt zu fahren, um wichtige  Besorgungen usw. zu erledigen. Anfangs wurden die Milchkannen von einem Bauern  eingesammelt und mit dem Pferdewagen zur Molkerei nach Rostock in die  August-Bebel-Straße gefahren. Erst 1956 musste eine neue Molkerei in der  Neubrandenburger Straße gebaut werden, da das Milchaufkommen in der veralteten  Molkerei nicht mehr verarbeitet werden konnte. Viele Arbeiten wurden gemeinsam  oder mit gegenseitiger Unterstützung ausgeführt. Besonders in der Erntezeit,  auf dem Feld oder am Dreschkasten spürte man einen Zusammenhalt. Erntefeste  wurden traditionell gefeiert, ebenso wie nun auch der 1. Mai. Auch das  Tonnenabschlagen auf dem Dorfplatz, gegenüber der großen Scheune, kam zum  Einsatz.  
              Die Kinder wuchsen mit viel Natur aber auch  mit viel Arbeit auf. Die Schule war anfänglich in den verschiedenen  Einrichtungen in Brinckmansdorf, dann in der Altstädtischen Schule am Alten  Markt sowie in der Großen Stadtschule. Es ging zu Fuß hin und zu Fuß zurück.  Die neue Schule in Brinckmansdorf wurde 1961 gebaut. Zu Hause fand man neben  Schularbeiten und Spielen aber sehr oft einen Zettel: „wir sind auf dem Feld  da und da, kommt nach“, Rübenverziehen oder -hacken war angesagt. Richtigen  Winter gab es sogar und oft mit viel Schnee, aber auch mit Freude am Rodeln,  Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen. 
              Anfang der 50er Jahre kam zum Antrieb des  Dreschkastens sogar noch eine Dampfmaschine zum Einsatz, dann Traktoren mit  Riemenscheibe, anfangs Lanz Bulldog, dann Pionier aus DDR-Produktion, dann E-Motoren.  Die Hilfen durch die MAS, Maschineausleihstation, dann später MTS  Maschinen-Traktoren-Station genannt, war von den einzelnen Bauern nicht zu  stemmen.  
              Der politische Druck ab 1952 zum  Zusammenschluss der Bauern nach dem sowjetischen Prinzip zur Kolchose wuchs  immer mehr. Die massive „Werbung“ zu landwirtschaftlichen  Produktionsgenossenschaften, die Angst vor Benachteiligung als Einzelbauer wie  bei der Beschaffung von Saatgut, Düngemitteln, Nutzung von Maschinen, die  Sollerfüllung usw., zwangen die Kassebohmer   Bauern 1961 zur Gründung der LPG    Typ I  „Glückliche Zukunft“. Es  waren anfänglich 12 Bauern, die sich zur LPG Typ I zusammenschlossen. Im Typ I  blieb die Tierhaltung in eigener Verantwortung, das Land kam in einen Topf, es  wurde gemeinsam bewirtschaftet. Der politische und auch der wirtschaftliche  Druck hielt an. Die Grenzen waren ab 13. August 1961 dicht. Am 07.05.1969  erfolgte dann der Zusammenschluss / Anschluss der LPG „Glückliche Zukunft“ Typ  I Kassebohm mit der LPG Warnowufer Typ III Kessin.  Beim Typ III wurde Land und Vieh gemeinsam  bewirtschaftet. 
              Die ehemaligen Kassebohmer LPG  Mitglieder wurden in den Bereichen Pflanzenzucht, Tierzucht und Melioration  verstreut eingesetzt. Viele gaben aber aus wirtschaftlichen, Alters- und  Gesundheitsgründen auf oder hatten eine andere Erwerbsmöglichkeit in der Stadt. 
              In Kassebohm wurden die teilweise  nicht mehr genutzten Ställe der Neubauernhäuser für Wohnzwecke ausgebaut und  sogar neue Einfamilienhäuser wie vom Typ EW 65 gebaut.  Die Bauern, genauer gesagt die Bäuerinnen  hielten weiterhin Geflügel zur Eierablieferung bei der VEAB und Eigenbedarf.  Der ehemalige Maschinenschuppen wurde Zentrallager für die „Utensilien“ der 1.  Maitribüne der Bezirksstadt und ähnlichen Veranstaltungen. Jeder versuchte für  sich das Beste zu machen. Der Zusammenhalt ließ immer mehr nach.  
              Mit der politischen Wende hat  sich das am Stadtrand gelegene Dorf, obwohl es nie ein Dorf war, denn es  fehlten Kirche und Kneipe, stark entwickelt. 
            
              - zur  1. Freien Wahl im März 1990 waren es 80 Wahlberechtigte in Kassebohm, ca. 35  Wohnungen / Wohnhäuser
 
              - Frühjahr  1994, B-Plan 12.GE.76, Neue Molkerei der Molkereigenossenschaft „Küstenland“ in  der Neubrandenburger Straße
 
              - September  1999, B-Plan 12.W.29, Wohngebiet Kassebohm, 125 ha, Wohnbauflächen rd. 650.000 m², Grün- und  Freiflächen rd.420.000 m², vorh. Wald 3.200 m²
 
              - Per  31.12. 2019, 3.079 Einwohner,   1.157  Gebäude mit Wohnungen
 
              - Frühjahr  2002, B-Plan 12.GE.68 Gewerbegebiet Kassebohm, ehemaliges Gelände IKN,  Betonwerk und ganz früher Kaffee Reimer, die Rösterei war im Kassebohmer Weg,  da wo auch mal die Autowerkstätten von IKN (Industriekooperative Nord) waren.
 
              - Sommer  2018, B-Plan „Ehemalige Molkerei“ Teilbereich I, auf rd. 10,5 ha werden ca. 500  Wohnungen gebaut, zum Teil 3-geschossig
 
              - Noch  nicht rechtskräftig B-Plan 12.WA.186, „Warnowniederung“, ehemalige Zuckerfabrik  / Chemiehandel
 
             
            Aus Kassebohm ist ein schönes,  immer noch wachsendes Wohngebiet mit Gewerbeeinheiten entwickelt worden. 
            
           
          
          
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